Im Leben passieren uns schöne Dinge und schwierige bis schreckliche. Wer ist dafür verantwortlich? Immer wir selbst? Manches, was uns geschieht, können wir uns mit Karma erklären, also dem Prinzip von Ursache und Konsequenz über Inkarnationen hinweg. Bei manchem fällt es schwer, das so anzunehmen. „Ich soll mir das so ausgesucht haben?!“ Kann doch nicht sein.
Vor allem wehrt sich alles in uns instinktiv gegen den Gedanken, dass ein Kind sich ausgesucht haben soll, z.B. Opfer von Mißbrauch zu werden. Denn das würde bedeuten, den Täter trifft gar keine Schuld, das hat sich das Opfer so bestellt, war eben schlechtes Karma.
Ein böser Irrtum der zu Empathielosigkeit führen würde.
Wenn ein Mensch einem anderen etwas Schlimmes antut, dann ist das nicht zwingend das Karma des Opfers. Sondern zunächst schlechtes Karma für den Täter. Es war sein freier Wille, böse zu handeln und er wird Konsequenzen tragen müssen. Das Opfer hat vielleicht einfach Pech gehabt.
Aber auch das Opfer hat freien Willen und damit die Möglichkeit zu entscheiden, wie es mit dem Trauma umgehen will. Bleibt es in der Opferrolle? Geht es in die Vergebung? Wird es wachsen daran? Wenn wir damals ein Kind waren, können wir erst rückblickend entscheiden, das Ganze anders zu betrachten. So eine Transformation alten Traumas mag Kraft und innere Reife sowie gute Begleitung erfordern. Aber wir können entscheiden. Niemand muss Opfer bleiben.
Wer ist also verantwortlich für das, was mir passiert? Drei Möglichkeiten:
Niemand – alles ist sinnloser Zufall. Das wäre die atheistische Perspektive.
Ein anderer – dann bin in der Dualität von Ich und Du.
Meine Seele hat selbst so entschieden – aber offenbar nicht bewusst.
Was stimmt nun? – Für mich alles drei.
Manches geschieht einfach, weil die Welt chaotisch ist. Nicht alles ergibt tieferen Sinn. Beispiel: Mir fällt eine Tasse runter und geht in Scherben. Shit happens.
Anderes geschieht mir als Ergebnis des freien Willens anderer und ich bin machtlos dagegen. Kann aber immer entscheiden, wie ich damit umgehe. Beispiel: Ein Drängler auf der Autobahn schneidet mich. Ärgern oder drüber lachen? Meine Entscheidung.
Und vieles geschieht tatsächlich als Folge eigener Entscheidungen. Karma, Affinität oder Resonanz können bestimmte Ereignisse in mein Leben ziehen.
Die folgenreichste Entscheidung war die für diese Inkarnation. Mit bestimmten Eltern in einem bestimmten Land zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Epoche. Mittelalter oder Moderne, Slum oder Reihenhaus – das legt schon mal einen Rahmen.
Heißt: Wir haben uns nicht die konkrete Erfahrung im Detail so ausgesucht. Aber wir haben uns in dieser Inkarnation für einen bestimmten Erfahrungsraum entschieden.
Das ist wie einen Abenteuerurlaub buchen. Natürlich möchte ich nur Schönes erleben. Aber ich weiß: Sehr wahrscheinlich wird auch mal etwas schiefgehen. Wenn mir dann vor Ort das Auto aufgebrochen wird oder ich an Durchfall erkranke, habe ich mir das nicht genau so bestellt oder gewünscht. Aber ich hadere nicht damit, denn ich habe mich auf eine Reise eingelassen, bei der durchaus die Wahrscheinlichkeit bestand, dass auch so etwas passieren kann.
Fazit: Nicht alles, was dir geschieht, hast du dir genauso ausgesucht. Aber du hast dich auf das Gesamtpaket eingelassen. Und nun liegt es an dir, das Beste daraus zu machen.
